Samstag, 5. März 2011

Dynamo Dresden - Wehen Wiesbaden 3:0

Glücksgas-Stadion, 14.074 Zuschauer


Auch beim durchschnittlichen Wiener Fußball-Hooligan hinterlässt so ein Trip nach Dresden so einige Fragen: Was stand zu DDR-Zeiten zwischen Hauptbahnhof und dem Kulturpalast (Strecke von 1,5 Kilometer)? Die jetzt dort protzende Einkaufsmeile könnte nämlich nicht viel besser in einer  sozialistischen Planwirtschaft umgesetzt werden und wirkt für eine „Kleinstadt“ wie es die Elb-„Metropole“ nun mal schlicht ist, einfach ein bissl überdimensioniert.

Auch, warum das Hotel Ibis mittendrinn einen riesigen Gästekomplex braucht, der seinesgleichen vielleicht gerade noch an der bulgarischen Goldküste findet und aus drei hohen, in die Breite gebauten Hoteltürmen besteht, ließ mich doch ein bissl rätseln. Anyway: Mit diesen einleitenden Worten ist jedenfalls mal bewiesen, dass ich vor dem Match das kulturelle „Pflichtprogramm“ absolviert habe und Dresden auch von der nichtfußballerischen Seite betrachtet wurde – was auch absolut empfehlenswert ist, „Elbflorenz“ hat schon was. Ab Mittag hab ich sogar noch im „Deutschen Hygienemuseum“ vom Countdown auf die Partie um 14 Uhr abgelenkt. Auch das schwer in Ordnung, auch wenn die zum Spiel passende Sport-Ausstellung leider erst im April beginnt (dann wohl passend zu den Spielen der Frauen-WM in Dresden), und ich mich so mit der Sonderausstellung zu Religion vertrösten musste (soll ja auch dazu eine Verbindung geben – und siehe da, was entdecke ich unter all den Madonnen, Buddhas, Mohammeds etc.??? Das erste, von DIEGO MARADONA getragene Klub-Trikot, das von der Kirche des Fußballgotts als Reliquie verehrt wird).

Praktischerweise liegt das Rudolf-Harbig-Stadion („Für immer und ewig“, wie auf dem Bild mit den „Dynamo“-Sitzen auf dem Transpi steht), das ja nun Glücksgas-Stadion heißt, direkt neben dem Museum, so dass es von der Hand Gottes zu den Niederungen der dritten Liga nur ein Katzensprung ist. Von außen sieht das Stadion jedenfalls – schon zuvor befürchtet – wie aus dem üblichen „Ich bau mir dann ein Stadion“-Baukasten entsprungenes kleineres Ungetüm aus und erinnert in der Form ein bissl an das Kärntner „Ufo“. Dennoch hat die Architektur schon seinen Reiz, vor allem die Innenausstattung ist find ich echt gelungen: Die große, steile Stehplatztribüne (Block K) für 9.000 Dynamo-Fans kommt schon mächtig rüber. Einzig über die Pausengestaltung der Fans von der Haupttribüne (auf der ich meine Karte habe), scheinen sich die Gestalter eher weniger Gedanken gemacht haben. Nur zwei Klos führen jedenfalls dazu, dass ich den Großteil der 15 Minuten in der Schlange zum Pissoir verbringe. Dafür darf ich dann das nächste Getränk mit der obligatorischen „Dynamo-Card“ bargeldlos beziehen – juhuuu!

Zum Spiel: Von den Fangesängen lässt sich leider wenig begeistertes sagen, denn eigentlich haben die Dynamo-Fans nichts wirklich Herausragendes zu bieten. Ist halt die übliche, Ultra-dominierte Gesangspalette, die es in abgewandelter Form auch in vielen anderen Stadien zu hören gibt. Einzig die Dynamo-Wechselgesänge und das Vereinslied sind wirklich nett. Besonders ist wohl aber die Ausstattung eines durchschnittlichen Haupttribünen-Besuchers, wo wirklich nur ein verschwindend kleiner Teil nicht irgendeine Dynamo-Devotionalie auf dem Kopf oder Leib hat – ist ganz auf Dresscode Fantribüne. Diese starke Verbundenheit zeigt sich dann auch positiv bei den, schon erwähnten, Wechselgesängen – wo die ganze Haupttribüne mitgeht- und generell bei der Sangesfreude der Sitzer. Vielleicht würden die noch 16.000 (auf ein ausverkauftes Haus) fehlenden Besucher dann echt eine Gänsehautstimmung verursachen. Kleines Detail am Rande: Der Sachse schimpft am Fußballplatz wie der gelernte Wiener und hört sich überraschenderweise dabei auch ziemlich ähnlich an – hab mich jedenfalls mehrmals an die Osttribüne bei der Austria erinnert gefühlt.

Trotz „Spitzenpartie“ (Siebenter gegen Vierter) ist das Spielniveau jedenfalls bestenfalls grottig, ein frühes 1:0 und ein Doppelpack von Alexander Esswein (Dresdens „Fußballgott“) machen den Unterschied in einem von vielen Abspielfehlern geprägten Spiel.














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