LFF-Stadion, ca. 1.000 Zuschauer
Auch in der Haupstadt ist viel auf Religion getrimmt, dafür
stehen die Litauer sogar unter Schutz von "ganz oben". Diesem "Gott" musste aber wohl erst das Land auf der Karte
mehrmals gezeigt werden... Zu besichtigen gibt es hier jedenfalls viel,
und das kann man ob der Kompaktheit der Innenstadt eigentlich sehr
gemütlich in einem Nachmittag machen. Die Kathedrale mit den Gebeinen
des Landesheiligen, der Gründungsberg von Vilnius, Dutzende
Kirchen sowie das letzte verbliebene Stadttor (mit religiösem Touch, oh
Wunder!), aber auch Denkmale an die Zeit der Nazi-Invasion in Litauen,
wie der ehemalige Eingang zum jüdischen Ghetto, werden vor dem Spiel
unter wechselnden Wetterbedingungen abgelaufen.
Zalgiris spielt derzeit nicht in seiner (größeren)
Heimstätte im Norden der Stadt, sondern im Süden im LFF-Stadion, wo
gleichzeitig auch die meisten Matches der Nationalelf ausgetragen
werden. Es hat zumindest an drei Seiten Tribünen, auf der vierten liegt
ein kleiner Trainingsplatz. Überdachung gibt es hier gar keine,
lediglich die Presse sitzt unter einem Vorsprung, den die VIP-Tribünen
bilden. Sehr originell bekomme ich meine Karte um umgerechnet 4 Euro:
"There's a red car at the corner of the stadium", lautet die Info von
einem Security. Und tatsächlich entpuppt sich das Gefährt als (i)mobile
Kassa...
Auch heute sind nur unbedeutend mehr Zuschauer ins Stadion
gekommen als in Siauliai (geschätzt knapp 1.000), obwohl die grün-weißen
Hauptstädter der bei Weitem größte und beliebteste Klub des Landes und
noch dazu Spitzenreiter sind. Die rund 50 Jungs (sind nur solche) in der
Heimkurve sorgen dennoch fast durchgängig für gute Stimmung, aus dem
nahen Trakai sind auch ein paar Handvoll Anhänger angereist. Kurz vor
der Halbzeit probier ich erstmals auch die lokale Fußballkost aus: In
Schmalz, Salz, Kümmel und Knoblauch herausgebratenes Brot (schmeckt
zumindest genau so) - samt Cola um 2,2 Euro.
Wie schon am Vorabend hab ich auch hier völlige Bewegungsfreiheit im Stadion, die ich auch nutze, um alle Tribünen zu erkunden. Das Spiel selbst ist eh weit weniger interessant - leider. Wirklich gut wird es erst gegen Ende der zweiten Halbzeit, als zuerst Zalgiris in Führung geht und bereits wie der sichere Sieger wirkt. Kurz vor Schluss köpfelt allerdings ein Gästespieler einen Corner wuchtig ins Netz. Und der anschließende Torjubel hat es auf sich. Der Torschütze sprintet los Richtung Zuschauertribüne, setzt sich dann auf dem Platz neben mir und applaudiert den ihm zujubelnden Mitspielern. Fast überall sonst hätte es dafür wohl die gelbe Karte gegeben, in Litauen allerdings nicht.
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