Städtisches Stadion, ca. 700 Zuschauer
"Siauliai ist Litauens viertgrößte Stadt, ziemlich
alltäglich und lohnt eigentlich keinen Abstecher", sagt mir der Lonely
planet und ich lege schärfsten Widerspruch ein! Auch abseits des
Fußballs hat diese Stadt einiges zu bieten: Während der Sowjetära war
hier der größte Militärflughafen außerhalb der UdSSR und damit großteils
Sperrgebiet, weshalb sie noch heute - alleine durch die zahlreichen
Plattenbauten - einen kommunistischen Touch hat. Die startenden und
landenden Militärflugzeuge bzw. das Durchbrechen der Schallmauer kann
man immer wieder hier hören, ersteres teils auch sehen.
Rund 10 km nördlich des Zentrums befindet sich der "Berg
der Kreuze", der eine katholische Pilgerstätte geworden ist.
Die ersten Cruzifixe tauchten hier angeblich bereits im 14. Jahrhundert
auf. Bis dahin war Litauen laut Überlieferung das letzte heidnische Land
auf dem europäischen Kontinent, also schwerstens sympathisch. Danach
hat sich dies allerdings ins Gegenteil verkehrt, für den Kreuzberg wurde
Litauen gar vom - mittlerweile ja
heiligen -
Papst Johannes Paul II. für seine tiefgehende Religiösität gelobt. Aber
auch aus weltlicher Sicht ist Siauliai nicht uninteressant: Die
historisch erste Fußgängerzone des Landes lädt im Zentrum zum Flanieren
ein, auf dem Weg sind zudem mehrere Museen (etwa ein Radio/TV-, Katzen-
und auch Fahrrad-Museum) zu bestaunen.
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Der "Berg der Kreuze" |
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Die FuZo von Siauliai |
Das Stadion (schlicht "Städtisches Stadion" genannt)
befindet sich etwas westlich des Zentrums und verfügt nur über eine
größere, dafür aber überdachte Tribüne. Und gleich am Eingang lerne ich
meine erste Lektion: Litauische Kassen öffnen nicht gerade zeitig. Erst
zwanzig Minuten vor Spielbeginn kann ich meine Karte um gerade sieben
Litas (etwa 2,1 Euro) erwerben - in der höchsten Liga, bitte! Das
Zuschauerinteresse hält sich allerdings in Grenzen, nur etwa 700
Menschen verfolgen diese Partie. Dennoch haben beide Teams eine
"Fankurve" hinter sich, bei den Gastgebern rund 30, durchaus motivierte,
Anhänger, bei den Gästen abgezählte fünf. Allerdings
jubelt auch der Busfahrer von Suduva auf der Haupttribüne bei jedem Tor
mit.
Spieltechnisch ist das Team aus Marijampole eindeutig
überlegen, bereits nach 23 Minuten steht es 0:3. Lustiger als das Match
selbst sind dann allerdings die Pausenspiele, bei der sich die lokale
Jugend zuerst im Gaberln und dann im Weitkicken üben darf. Bei zweiterem
ist sogar eine frisch ins Stadion gelieferte Pizza zu gewinnen
- nicht unoriginell! In der zweiten Halbzeit ist das Spiel etwas
ausgeglichener, auch wenn die Gäste vorerst noch auf 0:4 erhöhen, erst
in den letzten zehn Minuten erlauben sie auch noch den Gastgebern ein
Tor.
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Das Halbzeitspiel mit dem wartenden Pizza-Preis |
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