Estadio Padre Ernesto Martearena, ca. 1.300 Zuschauer
Im nordargentinischen Salta hat alles einen Hang zum Übermaß, was durchaus von der üppigen und fruchtbaren Landschaft beeinflußt sein mag. Zu einer Zeit, als es in Buenos Aires noch gezählte zwölf zwei- und mehrstöckige Häuser gab, waren es hier laut historischem Museum schon über 50. Das eigentliche Stadion der Stadt heißt ganz bescheiden "El Gigante del Norte", doch nicht einmal das für diese Fünftligapartie besuchte ist zu verachten. Ja selbst die Spatzen fressen hier den Zucker gleich aus dem Sackerl, statt auf die Brösel unter dem Tisch zu warten.
Die Stadt war früher wichtiges Handelszentrum auf dem Weg nach Bolivien und Chile, erlebte nach der Unabhängigkeit einen längeren Einbruch und blühte erst wieder durch die zahlreichen Einwanderer aus Europa sowie dem Libanon und Syrien auf. Für die Errichtung von Gebäuden im neokolonialen Stil gab es lange Zeit Steuererleichterungen, daher gleicht das Zentrum einem begehbaren Geschichtsbuch.
Das Estadio Martearena wurde eigens für die Jugend-WM 2001 errichtet und befindet sich rund vier Kilometer südlich des Zentrums. Mit einem Fassungsvermögen von über 20.000 Zuschauern steht es dem "Gigante" nur um sehr wenig nach. Die Sicherheitsvorkehrungen für die heutige Partie sind nicht zu verachten: Rund 200 bestens ausgerüstete Polizisten, einige davon sogar zu Pferd, erwarten mich an diesem schwülen Tag bereits, als ich am noch geschlossenen Ticketschalter eintreffe.
Ganz nachzuvollziehen ist dieser Aufmarsch nicht wirklich, auch wenn es heute immerhin um einen Platz im Play-off für den Aufstieg in die vierte Liga geht. Dennoch sind die zahlreichen Heim- und die wenigen Auswärtsfans eigentlich sowohl vor als auch während des Spiels durchaus friedlich. Das unter Siegzwang stehende San Antonio gerät durch einen Elfmeter in der ersten Halbzeit in Rückstand, kann diesen aber in der zweiten Hälfte noch drehen. Die rot-blaue Heimkurve singt de facto das ganze Match durch, ein so riesiges Stadion zu besingen ist aber dann selbst für Menschen aus Salta eine zu große Aufgabe.
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