Estadio de Argentino, ca. 300 Zuschauer
Tags zuvor hatte ich mich noch einem Stück der noch nicht so lang vergangenen Landesgeschichte gewidmet. Der Besuch der ESMA (Escuela de Mecanica de la Armada), jener Marineschule, die während der letzten Diktatur 1976 bis 1983 auch als Geheimngefängnis für politische Verfolgte diente und in der mindestens 5000 Menschen "verschwunden" sind bzw. getötet wurden, war extrem erschütternd, aber deswegen auch duchaus lohnend. In der erst 2004 zur Gedenkstätte umgebauten Einrichtung zeigt eine Dauerausstellung den Alltag der Gefangenen, von Einzelhaft über Zwangsarbeit bis hin zum Folter- und Tötungskeller im Offizierskasino.
Andere Pavillons zeigen auch die Funktion des Sports in der Diktatur, von Anpassung und Brot-und-Spiele-Politik bei der WM 1978 bis hin zum Widerstand von einzelnen Fangruppierungen (siehe auch unten Foto mit dem Bericht über ein Spiel der Olympischen Volleyballmannschaft in Buenos Aires im Jahr 1982, als die 15.000 Zuschauer "Wer nicht hüpft, ist ein [einer vom] Militär" anstimmten, oder auch beim Fußballverein Nueva Chicago in den 80ern). Auch das ebenfalls im Komplex untergebrachte Museum der Malvinas/Falklandinseln und dem Krieg mit Großbritannien darum war extrem aufschlussreich.
Die Gegenwart ist daher nicht unbedingt rosig für den Verein, der damit klar im Schatten seines großen Stadtrivalen CA Quilmes (derzeit zweite Liga, letztes Derby in derselben Liga 1981) steht. Dennoch finden sich beim Spiel auch im Fansektor etliche ambitionierte Sänger ein, die das Team über 90 Minuten nach vorne treiben. Die Sitzplatztribüne ist gut gefüllt, und auf der Gegentribüne versammeln sich sogar etliche Fans der Gastmannschaft.
Argentino geht zwar in der ersten Hälfte nicht ganz unverdient in Führung, die "Europäer, die keine Ahnung vom Fußball haben" (wie ein Zaungast verzweifelt einwirft) schaffen aber in Halbzeit zwei per Elfer doch noch den Ausgleich. Geschafft ist übrigens auch meine Kamera, die den Aufprall auf harten argentinischen Beton nicht überlebte, daher sind bis auf die ersten beiden Aufnahmen alle mit dem Handy gemacht.
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