Fritz-Walter-Stadion, 25.430 Zuschauer
Endgültig in der Provinz angekommen: Von Karlsruhe aus
führt mich mein Weg direkt durch eine idyllische Weingegend in das "Herz
der Pfalz", also Kaiserslautern. Die deutsche Hochsprache ist hier zwar
noch nicht angekommen, dafür aber jede Menge Amis. Auch durch den
Luftwaffenstützpunkt Ramstein ist der Großraum Kaiserslautern die größte
US-amerikanische Siedlung außerhalb der USA (mit ca. 50.000 Menschen),
in vielen Lokalen kann man sogar in Dollar zahlen. Für mich ist aber was
anderes wichtig hier, und das sieht man bereits bei der Einfahrt in den
Hauptbahnhof. Das Fritz-Walter-Stadion ist einer der ganz großen
Fußballtempel unserer Zeit. Auf dem teils steil abfallenden Betzenberg
trohnend sieht man die WM-Arena von 2006 schon von Weitem - echt ein
verdammt geiles Stadion.
Nach rund fünfminütiger, ehrfürchtiger Annäherung "von unten" steht man auch vor den Toren, das Ticket für 21,50 Euro zahle ich mit Freuden. Auch hier schwirren rund ums Stadion Dosen- und Pfandflaschensammler herum, meine leere Wasserflasche spendiere ich einem eher lustiges, denn gutes Deutsch sprechendem Oldie, der mir dafür vor lauter Freude sein Goldzahngebiss präsentiert.
Um auch genug Zeit für meine Gebete zum Fußballgott zu
haben, suche ich mir bereits zwei Stunden vor Spielbeginn meinen mir
zugewiesenen Platz. Neben dem Westfalenstadion ist der Betzenberg sicher
das zweitgeilste in Deutschland (von den bisher gesehenen auf jeden
Fall). Die steil abfallende Westtribüne steht ihrem Süd-Pendant bei den
Schwarzgelben nicht um viel nach, ist aber keine reine Stehplatzkurve.
Auffallend auch die beeindruckende Dachkonstruktion, die extra gewellt
ist, um auch den obersten Sitzplätzen gute Sicht zu bieten. Diese
heiligen Hallen sollten echt verpflichtend in der Bundesliga beheimatet
sein, der Alltag ist aber trüber.
Warum das so ist, erleben die 25.430 Zuschauer dann auch
über 90 Minuten hautnah. Kaiserslautern ist zwar überlegen, kann die
vielen Chancen aber nicht verwerten. Weit effektiver sind hingegen die
Aalener, die aus zwei Möglichkeiten ebensoviele Tore machen. Im
Mittelpunkt steht auch die Schiedsrichterin, die äußerst inkompetent
pfeift und vor allem beim Zeitschinden der Gäste viel zu lang zuschaut.
Die frauenfeindlichen Sprechchöre (z.B. "Fußball ist ein Männersport -
du F***e"), mit zunehmener Spieldauer auch von der ganzen West
vorgetragen, hat sie sich freilich dennoch nicht verdient.
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