Schüco Arena, 12.200 Zuschauer
Bielefeld - laut einer deutschen Internet-Verschwörungstheorie
gar nicht existent - ist zumindest von der Bildfläche der Bundesliga
schon seit Längerem verschwunden. Derzeit kämpft der schwarz-weiß-blaue
Deutsche Sportclub in der zweiten Liga gegen den Abstieg und dient mir
als Auftakt zu einem Fußballwochenende bei unseren Nachbarn. Die Stadt
selbst ist durch den Leinenhandel im Mittelalter zuerst reich und mit
der Konkurrenz durch die industrielle Revolution dann wieder arm
geworden. Mittlerweile konzentriert sich das größtenteils unauffällige
Städtchen vor allem auf Lebensmittelproduktion (etwa Dr. Oetker). Im
Stadtzentrum ist vielleicht noch folgendes erwähnenswert: Das alte
Rathaus ist mittlerweile das Stadttheater, das neue Rathaus mittlerweile
das alte Rathaus und das ganz im St. Pöltner Landesregierungsstil
errichtete neue Rathaus steht ganz wo anders.
Die "Alm" - mittlerweile "Schüco Arena" genannt - ist insofern noch was besonderes, weil sie mitten in einem Wohngebiet steht. Hier wurde mal nicht der Weg des Neubaus irgendwo am Stadtrand gewählt, sondern das seit 1926 an dieser Stelle befindliche Stadion erneuert, 2008 zum letzten Mal. Vier Jahre davor wurde auch der Sponsordeal abgeschlossen und das Stadion umbenannt. Das ist aber wohl immer noch besser, als jene Idee des ehemaligen Sponsors Milka, der den Rasen - soweit ich weiß durchaus ernst gemeint - schon mal lila färben wollte. Selbst für radikale Anti-Grüne wie mich dann doch eher ein No-Go.
Die "Alm" - mittlerweile "Schüco Arena" genannt - ist insofern noch was besonderes, weil sie mitten in einem Wohngebiet steht. Hier wurde mal nicht der Weg des Neubaus irgendwo am Stadtrand gewählt, sondern das seit 1926 an dieser Stelle befindliche Stadion erneuert, 2008 zum letzten Mal. Vier Jahre davor wurde auch der Sponsordeal abgeschlossen und das Stadion umbenannt. Das ist aber wohl immer noch besser, als jene Idee des ehemaligen Sponsors Milka, der den Rasen - soweit ich weiß durchaus ernst gemeint - schon mal lila färben wollte. Selbst für radikale Anti-Grüne wie mich dann doch eher ein No-Go.
Vor dem Stadion mit seinen noch geschlossenen Kassen mache
ich mit einem Phänomen Bekanntschaft, von dem ich schon öfter gelesen
habe, mit dem ich aber noch nie wirklich in Berührung gekommen bin: den
Sammlern von Pfandflaschen (und -dosen). Dutzende wetteifern vor dem
Eingang um die leeren Getränkebehälter der eintreffenden Fans. Mit einem
von ihnen komme ich ins Gespräch, er ist extra aus Hannover (ca. 170 km
entfernt) angereist und behauptet, an guten Tagen bis zu 200 Euro mit
dieser Arbeit machen zu können. In der nächsten guten Stunde erfahre ich
relativ viel über sein Leben, so auch, dass seine Schwester in Graz
wohnt, er aber den Kontakt zu ihr abgebrochen hat (wobei hier ein
offenbar ausgesprochener Pädophelie-Verdacht einen etwas unguten
Beigeschmack hinterlässt). Eigentlich ein Bayern-Fan, gibt er sich
jeweils immer als Anhänger des Heimatklubs aus und hofft so, seinen
Ertrag zu steigern. Am Sonntag sei er etwa Frankfurter, meint er, wenn
er beim Spiel gegen Bremen auch dort versucht, möglichst viele
Pfanddosen zu ergattern. Ähnlich einem Groundhopper fährt er so den
Fußballmatches nach - nur, dass er es fürs Überleben macht.
Die "Alm" ist innen ein wunderschönes Fußballstadion, auch
wenn sie außen eher stückwerkig daherkommt. Steile Tribünen, auf allen
Seiten zu, so könnte hier echt verdammt gute Stimmung entstehen. Die
offiziell 12.200 Zuschauer geben sich zu Beginn auch alle Mühe dafür.
Allein das echt kreative Vereinslied kurz vor Anpfiff sorgt schon für
Gänsehautfeeling, auch weil ein verdammt süßes kleines Mädel neben ihrem
Vater gleich neben mir lauthals mitschreit. Auch die Sprechchöre, unter
anderem ein Wechselgesang mit den Haupttribünen, der knackevollen
Stehplatztribüne kommen über lange Strecken gut rüber. Spätestens nach
dem 0:1 kurz nach Wiederanpfiff der zweiten Halbzeit kippt die Stimmung
aber voll ins Negative. Auch der brave Familienvater neben mir verliert
die Geduld und flucht seiner Tochter alles mögliche ins Ohr. Mit "Dann
halt wieder - dritte Liga - DSC Arminia"-Gesängen geht es schließlich
nach dem 0:2 heim Richtung Innenstadt.
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