Estadio Ricardo Gregor, ca. 700 Zuschauer
La Muy Noble y Leal Ciudad de Nuestra Señora Santa Maria de la Asuncion ist der vollständige Name dieser Stadt, die damit auch so ziemlich alle ihre Wesenszüge zum Ausdruck bringt: Überladen, kompliziert, nur für Gottesgläubige halbwegs auszuhalten. Will man in diesem Land allerdings ein professionelles Fußballspiel sehen, so führt fast kein Weg an ihr vorbei, denn die Liga findet de facto nur in der Hauptstadt statt.
"Madre de ciudades" wird Asuncion auch genannt, weil von ihr ausgehend viele südamerikanische Städte gegründet bzw. wiedergegründet wurden (als Beispiel 1580 Buenos Aires, nachdem die erste Ansiedlung von Europäern fehlgeschlagen war). Sollte die eigentlich nur rund 500.000 Einwohner zählende Stadt tatsächlich Mutter sein, so würden sich allerdings viele Probleme ihrer Kinder schlagartig erklären.
Schon auf den ersten Anblick bei der Einfahrt präsentiert sich die Hauptstadt Paraguays im Gegensatz zum Land rundherum nicht unbedingt einladend. Und sie tut auch nichts, um diesen Eindruck zu zerschlagen. Einem zerfallenen, an Sehenswürdigkeiten armen Zentrum schließen sich zuerst die auf Hochsicherheit getrimmten Einfamilienhäuser und Einkaufszentren an den im Verkehr erstickenden Ausfallstraßen an. Danach rollt die Blechlawine weiter in die nur wenig erfreulicheren Vororte. Klein, aber dennoch Moloch ist irgendwie das Markenzeichen hier.
Für Fußgänger ist diese Ansiedlung eigentlich überhaupt nicht geeignet. Selbst auf der Karte klein scheinende Distanzen werden riesig und vor allem ungemütlich - spätestens bei den an einem vorbeirasenden und wenige Regeln beachtenden Autos. Bleibt also nur der öffentliche Verkehr, der rein auf Busse beschänkt ist. Zieht man mal die irre langen Fahrzeiten ab, so gibt es noch immer das gewöhnungsbedürftige Liniensystem als Minuspunkt.
Fahrplan mit festen Fahrzeiten gibt es ebenso wie Haltestellen (bis auf wenige Ausnahmen) sowieso nicht, die Linien haben zudem auch noch Unterlinien (also etwa Linie 12 hat Route 1, 2 und 3), die man kennen muss, um auch wirklich an sein Ziel zu kommen - auch die Anreise zum Spiel wäre fast an so einer Zwischenlinien-Verwechslung gescheitert. Bisher habe ich jedenfalls selten eine Stadt erlebt, die es Nicht-Einheimischen derart kompliziert macht, sich in ihr zurechtzufinden.
Der Präsidentenpalast mit frisch aufgestelltem Schriftzug der Stadt |
Die Basilika im Stadtzentrum |
Eine der Ausfallstraßen mit gerade etwas weniger Verkehr |
Kommentar überflüssig... |
Das 1925 gegründete Heimteam Independiente Foot-Ball Club spielt am Stadtrand von Asuncion in der Nähe des Militärflughafens, das Auswärtsteam kommt aus dem direkt angrenzenden, aber nicht mehr im Stadtgebiet befindlichen Luque. Sowohl vom Stadion (mit wenigen Ausnahmen), als auch vom Zuschauerzuspruch ist das Match jedenfalls ein Sinnbild des paraguayischen Fußballs - die nicht sonderlich anspechende Spielweise tat dann noch ihr übriges dazu. Wobei man fairerweise auch anmerken muss, dass Independiente momentan Tabellenschlusslicht in der ersten Liga ist.
Stimmung war auf beiden Seiten bis auf Torjubel nicht vorhanden - wobei die (im Vergleich zum Zuschauerzuspruch an sich) zahlreich erschienen Fans von General Diaz weitaus mehr zu feiern hatten. Nicht zu meckern hatte man allerdings über die Verpflegung, auf jeden fünfzigsten Besucher kam etwa ein Verkäufer. Neben Klassikern wie Kaffee, diversen Limonaden, Popcorn und Hamburgern, wurden auch die hier so beliebten Käsebrot-Kringel Chipa unter die Leute gebracht. Bemerkenswert zudem auch noch das Feuerwerk vor (!) dem Spiel, auf Knallkörper und Raketen fährt - wie auch schon in den vergangenen Tagen bemerkt - irgendwie ganz Paraguay ab.
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