Samstag, 14. Oktober 2017

Defensor SC - CA River Plate 2:1

Estadio Luis Franzini, ca. 4.000 Zuschauer


Mit dem Bus ging's dann weiter durchs Zentrum Richtung Osten, um im Stadtteil Punta Carretas auch noch eine Erstligapartie zu sehen. Allein die wunderschönen Farben des Vereins zogen mich geradezu magisch an. Und immerhin spielte hier auch der momentane Spitzenreiter des uruguayischen Fußballs.

Punta Carretas war vorige Woche für fünf Tage mein "Heimatbezirk" und er unterscheidet sich etwa vom Zentrum und der Altstadt durch Weitläufigkeit und weit höhere Gepflegtheit. Insgesamt ist es sicher eher ein Viertel der Bessergestellten und Wohlhabenderen. Zudem sind auch viele Botschaften und bessere Hotels hier untergebracht, was sich durch viele unterschiedliche Sprachen, die man hier zu hören bekommt, bemerkbar macht.






Wie Defensor zu seinem Namen kam ist offenbar etwas umstritten. Eine Legende sagt, dass die Arbeiter, die den Verein gründeten, gerade einen Streik verteidigten, also "Defensores de la Huelga" waren, und deshalb diesen Klubnamen wählten. Die zweite, für mich unlogischere Variante gibt der Glasfabrik selbst den Namen "Streikverteidiger" und erklärt so die Bezeichnung. Zur Farbenwahl ist interessant, dass Defensor anfangs eigentlich in Grün spielte, aus Unterscheidungsgründen dann aber wechselten.

Wie dem auch sei: Defensor bzw. dessen Anhängerschaft sieht sich mittlerweile als "Konterpart des Systems" und "Geschichtsveränderer", weil sie die überbordende Dominanz von Peñarol und Nacional herausfordern. Gemeinsam mit Erzrivalen Danubio rittern sie um den dritten Platz hinter diesem Duo. Die Violetten konnten dabei auch bereits vier Mal den Meistertitel erreichen. In der laufenden Meisterschaft haben sie zudem die Apertura gewonnen und führen auch noch in der Gesamtjahresmeisterschaft, obwohl in der Clausura bisher Peñarol die Nase vorne hat.

Das Estadio Franzini hat keinen sonderlich imposanten Außenauftritt, außer dass es fast direkt an der Rambla entlang des Rio de la Plata liegt. Die Tribünen sind ähnlich wie beim zuvor besuchten Match schlichte Betontreppen rund um das Spielfeld - immerhin umschließen sie dieses aber ganz und sind auch etwas höher. 

Der Auftritt der Fanszene enttäuscht leider etwas. Nur selten kommt gute Stimmung auf. Lange Zeit bestimmt Gemeckere über den Schiedsrichter die Atmosphäre. In der turbulenten Schlussphase mit zuerst gehaltenem Elfmeter, dann dem Ausgleich für die Violetten und schließlich sogar noch dem Siegestreffer (Ausklang des Jubels im Video), wird es dann aber doch noch ganz nett im Stadion. Verdient hat Defensor, das eindeutig nicht wie ein Meisterkandidat spielt, aber den Sieg eher nicht.



















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