Donnerstag, 23. Oktober 2014

Villareal CF - FC Zürich 4:1

El Madrigal, 10.000 Zuschauer


Bevor es zum EL-Spiel ging, besuchte ich noch schnell das römisch-arabische Castell bei Sagunt - bis zum Aufstieg Valencias die bedeutendste Stadt hier. Nach knapp 600 km Autofahrt am Dienstag und dann zwei entspannenden Tagen am Meer eine willkommene Abwechslung. Durch die kaum vorhandenen Touristen im Oktober war es auf der Anhöhe ruhig und entspannend, und allein die Aussicht hat den Aufstieg bezahlt gemacht.




Wenige Kilometer außerhalb Vila-Reals befand sich dann mein Hotel, und wie es sich für ordentliche Europacup-Spiele gehört, wurde ich natürlich an der Rezeption sofort für einen Anhänger des gegnerischen Teams gehalten, der Russe lässt grüßen... Ganz verstehen konnte die Dame jedenfalls nicht, dass man als Österreicher nicht automatisch zu einer Schweizer Mannschaft hält.

Das Madrigal wollte ich ja schon vor zwei Jahren bei meinem Aufschlag in Valencia besuchen, ging sich damals aber wegen einem fast zeitgleichen Spiel im Mestalla nicht aus. Was ich damals versäumte konnte ich nun dank meiner frühen Ankunft am Stadion in vollen Zügen genießen. Direkt ins umgebende Viertel und sogar teilweise in die dort befindlichen Häuser integriert ist El Madrigal schon ein Ereignis für sich selbst. So knapp an Wohnhäuser heran hab ich wirklich selten ein Stadion gesehen (Vielleicht noch die Loftus Road in London, oder das mittlerweile abgerissene Ali Sami Yen in Istanbul).



In der Stadt selbst dominieren vorerst die Fans des FC Zürich, die die Plaza mayor ganz für sich in Beschlag genommen haben und dort dem Fußballspiel, aber auch dem Freistil-Ringen (unter dem Applaus der anderen Fans) frönen. Fans des "submarino amarillo" (also des gelben U-Boots) tauchen erst spät vor dem Stadion auf, insgesamt lässt der Besuch sowieso sehr zu wünschen übrig - aber bei EL-Spielen halt ein typisch spanisches Phänomen, zumal auch noch in einer so frühen Phase. Das mag zum Teil auch an den (selbst im Vergleich zur Liga) geschmalzenen Preisen liegen. Für das zweitbilligste Ticket auf der Fondo sur zahle ich 40 Euro.


Dafür habe ich dann neben dem imposanten Stadioninneren auch gleich noch das Vergnügen mitten unter eingesessenen Villareal-Fans zu sein. Zuerst weist mich zwar die bereits ältere Dame neben mir noch darauf hin, dass ich auf dem Platz von befreundeten Anhängern sitzen würde, gegen Vorweis des Tickets fällt ihr dann aber doch ein, dass diese im Europacup auf der Längsseite sein würden. In der ersten Hälfte begegnet sie mir noch etwas verhalten, bis ich ihr in der Halbzeit dann erkläre, dass ich Österreicher, kein Schweizer sei und die Knallgelben sympathischer als die Zürcher finden würde. Dann darf ich sogar bei den Toren Villareals mitjubeln und die Verabschiedung fällt besonders herzig aus.

Lange schaute es aber nicht nach so einer klaren Angelegenheit für die Spanier aus: Zwar gehen sie in der sechsten Minute bereits in Führung, dann geben sie aber eine eigentlich klar kontrollierte Partie selbst aus der Hand und kassieren kurz vor dem Pausenpfiff das 1:1. Erst in der zweiten Hälfte bringen sie mit neuem Schwung die Partie trocken nach Hause. Ab dem 3:1 ist auch die Stimmung um einiges besser, die zuvor eher seicht dahingegrundelt war.

Bei den Gelben gibt es kleine Fansektoren auf den beiden Längsseiten, die Auswärtsfans (rund 800-900 Zürcher werden ihre Mannschaft wohl begleitet haben) sind überhaupt am Arsch der Welt angesiedelt. Der Gästesektor besteht aus einem "Tribünen-Käfig" über der Nordkurve - am weitesten von allen Plätzen vom Rasen entfernt und komplett abgeschottet vom restlichen Stadion. Zwar machen die Schweizer offenbar ganz gut Stimmung, mitbekommen tut man davon aber wenig bis nichts. Kurz vor Anpfiff scheint es zudem einen kurzen Polizeieinsatz im Gästebereich zu geben, die Unruhe legt sich aber rasch wieder.










Der eingekastelte Sektor der Schweizer





Der Ball segelt über die Mauer und zum 3:1 ins Tor

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