Allianz-Arena, 14.600 Zuschauer
Zuletzt also Frö(s)tmanning… Der „Stadtteil“ wurde mal sicher nicht wegen seiner Urbanität und Belebtheit für den Standort des „Schlauchboots“ ausgewählt – wegen dem guten Verkehrsanschluss schon eher. Nach gut 16 Minuten Fahrt vom Marienplatz ist man mitten im Nirgendwo und sieht das – diesmal – Blau der Allianz-Arena durch das dichte Nichts strahlen.
1860, der Verein, der hier nicht hingehört, empfängt die Roten aus dem Osten als Gäste an einem Abend, der bei Minus 12 Grad beginnt und dann weitere Tiefstrekorde vermeldet. Jedenfalls ist das Spiel mit Minus 16 Grad das kälteste der 18 Bundesligapartien vom Wochenende – 14.600 Zuschauer (davon ein echt überraschend großer Anteil Cottbuser) teilen dieses „Erlebnis“ mit mir. Nach den ersten Stadionfotos ziehe ich mich ziemlich rasch ins Fanbeisl der Arena zurück, um nicht vollkommen auszukühlen – ein Vorgang, der sich an dem Abend immer wieder wiederholen wird.
1860 ist jedenfalls ganz eindeutig noch das letzte
Rückzugsgebiet der Kuttenfans, eine derart hohe Dichte an Trägern dieses
Kleidungsstücks aus den 80er-Jahren hab ich bisher sonst noch nirgendwo anders
gesehen. In den Vormatch-Interviews gelobt der Verein und seine
Verantwortlichen endlich Bodenhaftung gefunden zu haben – was mit dem
Hauptsponsor Aston Martin mal gleich wieder ein wenig konterkariert wird. Den
dauernden Wechsel von Absturz und Überheblichkeit bestätigt im Gespräch auch
einer der wenigen anwesenden Securitys, der zum Ensetzen eines zuhörenden
älteren 60er-Fans auch noch zum Besten gibt, dass der Hoeneß „seine Wiarscht“
auch an Spieltagen der Blau-Weißen in der Arena verkauft – „gscheit is a!“.
Für die Fans beider Mannschaften stellt sich jedenfalls an
diesem Abend die unlösbare Aufgabe eine 69.000er-Arena zu besingen. Die
60er-Fans machen das gar nicht so schlecht, großartig kreatives Liedgut
kommt ihnen dabei aber nicht über die Lippen. Interessant ist dabei, dass die
Fanszene nicht nur in Allianz-Arena-Verweigerer (und somit lediglich
Amateure-Unterstützer an der Grünwalder Straße) und Dennoch-Stadion-Geher
gespalten ist, sondern neben der Hauptfantribüne auf der Nordseite auch ein
kleiner Teil im (kleinen) Süd-Stehplatzbereich beheimatet ist. Von den
Cottbussern hört man in der ersten Halbzeit noch ein bissl was, als ich
in der zweiten Halbzeit dann aber meinen Platz direkt in ihre Nähe verlege,
kommt so gut wie gar nichts mehr.
Das Spiel ist über weite Strecken unterhaltsam und auf gar
nicht so schlechtem Niveau, allerdings vergibt 60 extrem viele hochkarätige
Chancen. In der 35. Minute lässt Benny Lauth die Löwen mit seinem Treffer zum
1:0 erstmals durchatmen. Im zweiten Durchgang haben die Münchner immer wieder
die Chance auf die Vorentscheidung, versäbeln aber eine Tormöglichkeit nach der
anderen. Erst in der 90. Minute klappt es für Lauth zum zweiten Mal - für den
Schiri gleichzeitig auch die Möglichkeit, den Tiefkühlschrank zu schließen.
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