Stadion am Böllernfalltor, 4.000 Zuschauer
Wenn der Tag damit beginnt, dass man am Wiener Flughafen vom
Security auf den Austria-Salzburg-Pulli angesprochen wird („Gut, dass es die
noch gibt“) und dann beim Landeanflug auf Frankfurt mit freier Sicht auf die
Mainzer Coface-[Kofas!!!]-Arena weitergeht, dann weiß man, dass es ein guter
Tag wird. Leider halt auch ein schweinekalter! Direkt vom Frankfurter
Flughafen begebe ich mich über den Hauptbahnhof, wo ich den Rucksack im
Schließfach hinterlasse, nach Darmstadt, das etwa 20 Minuten von Frankfurt
entfernt liegt.
Noch am Hauptbahnhof treffe ich dann einen 98er-Fan, bei dem ich mich nach dem Weg zum Stadion erkundige und dadurch näher mit ihm ins Gespräch komme. Ein offensichtlich schräger Vogel, der aus dem Sauerland kommt und neben Darmstadt- auch noch glühender Kaiserslautern-Fan ist, aber auch Werder Bremen gut findet und hofft, dass Borussia Mönchengladbach Meister wird. Zudem hat er auch noch Abstecher zum Karlsruher SC und zu TuS Koblenz („Wegen einer Ex-Freundin“) gemacht hat.
Noch am Hauptbahnhof treffe ich dann einen 98er-Fan, bei dem ich mich nach dem Weg zum Stadion erkundige und dadurch näher mit ihm ins Gespräch komme. Ein offensichtlich schräger Vogel, der aus dem Sauerland kommt und neben Darmstadt- auch noch glühender Kaiserslautern-Fan ist, aber auch Werder Bremen gut findet und hofft, dass Borussia Mönchengladbach Meister wird. Zudem hat er auch noch Abstecher zum Karlsruher SC und zu TuS Koblenz („Wegen einer Ex-Freundin“) gemacht hat.
Letzteres hat sich aber für ihn immer wieder als „schwerer Fehler erwiesen“ (zumindest der Verein, bei der Freundin war er sich glaub ich nicht so sicher). TuS ist nämlich in Darmstadt nicht gerade beliebt, dass zeigt sich auch bereits am Hauptbahnhof, wo er von mehreren Fans angesprochen wird, ob er nicht eigentlich Koblenzer ist. Das weist er freilich empört mit einem „Ich bin seit mindestens 50 Spielen ein echter 98er!“ zurück… Jedenfalls ist das Gespräch mit ihm so nett, dass ich mich entschließe, gemeinsam mit ihm Richtung Stadion zu fahren.
Er nützt dies auch dazu, um mich teils wildfremden, teils
ihm bekannten Darmstadt-Fans in der Bim und bei der Umsteige-Haltestelle als
den „Groundhopper, der EXTRA aus Wien zum Spiel gekommen ist“ vorzustellen. So
lern ich jedenfalls einige Leute kennen und bekomm auch etwas Einblick in die
Fanszene der „Lilien“. Besonders im Fanlokal „Lilienschenke“, das direkt beim
Stadion am Böllernfalltor liegt, reicht mich mein neuer „Freund“ ganz stolz
unter seinen mehr oder weniger bekannten Mit-Fans herum – und zumindest mit so
einem „Introducer“ stellen sich die Hessen als sehr herzige und interessierte
Menschen heraus.
Knapp eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn begebe ich mich
dann alleine ins Stadion, um noch die obligatorischen Fotos zu machen und mich
etwas genauer umzuschauen. Das Reizvolle am Böllernfalltor ist jedenfalls, dass
es noch kein Neubau (der aber geplant ist – und zwar gleich ein 30.000er!) ist,
sondern noch ein altes und dadurch mit sehr viel individuellem Touch versehenes
Stadion. Nur eine Tribüne ist überdacht und ein All-Seater –
wenn auch mit vielen Holzbänken -, darum spannt sich ein Stehplatz-Oval, das laut einem der mir vorgestellten Ex-Ultras die größte
Stehplatz-Tribüne Europas ist (muss wenn dann flächenmässig gemeint sein, hab
das aber noch nicht nachgeprüft). Insgesamt wären jedenfalls 20.000 Zuschauer im
Stadion zugelassen, bei den Temperaturen finden sich aber trotz des Spiels gegen
einen Lokalrivalen und Tabellennachbarn „nur“ 4.000 Fans ein.
Die Fanszene der „Lilien“ hat erst vor Kurzem eine Zäsur
erfahren, als sich die Ultras nach Streitereien auflösten und die
Nachfolge-Fanklubs im ganzen weitläufigen Rund verteilt sind: Mein Freund vom
Bahnhof steht z.B. in Sektor A der
überdachten Tribüne, ein mir in der Schenke vorgestellte Fan und seine Kumpels
hingegen in Sektor F, wo auch ich die Karte
habe. Wiederum andere singfreudige Zuschauer befinden sich direkt gegenüber der
überdachten Tribüne auf den steilen Stehplatzrängen. Der Stimmung ist dies freilich nicht gerade zuträglich,
allerdings machen die knapp 3.600 Darmstädter (bei 400 für meinen Geschmack
etwas überambitionierten Teenie-Ultras aus Wehen) immer wieder doch ganz schön
Lärm. Der Kampfruf „Lilien“ und das „Come on ya Boys in Blue“ sowie der
Wechselgesang „SVD“ wissen schon zu gefallen. Bis auf die extrem starke
Startphase spielt die Heimmannschaft allerdings leider nicht wirklich mit. In
der 32. Minute gehen bis dahin harmlose Wiesbadener 1:0 in Führung, auch ein
kurz darauf erfolgter Ausschluss für Wehen nutzt den 98ern nichts. In der
zweiten Hälfte schlägt dann die Kälte immer erbarmungsloser zu, ich bewege mich
durchs ganze Stadion, um ja nicht auszukühlen. Dadurch bekomme ich auch die im
Teilstück direkt an die überdachte Tribüne angrenzend stehenden Alt-98er
(manche davon im hübsch gepflegtem Kutten-Look) kennen, die wie die Rohrspatzen
schimpfen und mir dadurch die ganze Vielfalt der hessischen Fäkalsprache näher
bringen. Wobei, das „Arschloch“ ist dann doch international…
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