Samstag, 12. Mai 2018

Hamburger SV - Borussia Mönchengladbach 2:1

Volksparkstadion, 57.000 Zuschauer


Nun ist es also doch einmal passiert: Nach 55 Jahren wird das Gründungsmitglied Hamburger SV nächstes Jahr nicht mehr Teil der deutschen Bundesliga sein. Dabei hätte unter Umständen sogar ein Punktegewinn für eine weitere Chance in der Relegation reichen können. In einem - im wahrsten Sinne des Wortes - Abstiegskracher half den Norddeutschen hingegen nicht einmal ein Heimsieg.

Nach kurzem, noch wolkenverhangenen Start in den Morgen zeigt sich das Hamburger Wetter sehr bald von seiner besten Seite. Eine kleine Innenstadtrunde mit Frühstück an der Binnenalster verkürzen also perfekt die wenigen Stunden, die zwischen Ankunft mit dem Zug und Anpfiff liegen.







Zwar besuchte ich das Volksparkstadion bereits vor einigen Jahren im Rahmen einer Führung, verbunden mit einem Match blieb es aber jetzt länger der einzig weiße Fleck auf meiner Bundesligakarte. Nun sollte es also auf den allerletzten Drücker doch noch soweit sein - erfreulicherweise ja sogar unter seinem traditionellen Namen, nachdem es seit einigen Jahre nicht mehr durch einen Sponsor verschandelt wird. Die moderne Arena liegt rund 20 S-Bahn-Minuten entfernt vom Hauptbahnhof. Den anschließenden Weg durch einen Park kann man entweder zu Fuß oder per Busshuttle bewältigen.

Sehr früh sammeln sich bereits Fans vor den Eingangstoren, die Stimmung ist überraschend entspannt. Nach den jahrelangen Rettungen in letzter Minute ist ein Abstieg für viele, wenn schon nicht erwünscht, dann offenbar zumindest nicht mehr das unglaublich große Drama (O-Ton eines Fans nach dem Spiel: "Dann spielen wir halt nächstes Jahr einmal in Aue, du meine Güte"). Sportlich gute Leistungen in den letzten acht Partien haben überhaupt erst dazu geführt, dass es am 34. Spieltag noch eine Chance auf Relegation gibt. Lange Zeit überwiegt daher im Stadion das Nachvornepeitschen einer durchaus ansehnlich kämpfenden HSV-Mannschaft. Überragend ist die Stimmung allerdings nicht wirklich. Auch die Choreographie mit 50.000 HSV-Rauten zu Beginn wirkt eher bemüht als besonders spektakulär.

Erstmals bemerkbar machen sich die ansonsten eher enttäuschenden (rund 8.000) Gästefans mit "Endlich zweite Liga"-Gesängen, die auf den Ausgleich durch ihre Mannschaft folgen. Kurz danach können sie allerdings nur mehr aufgrund des Ergebnisses in Wolfsburg weitersticheln, denn nach dem 2:1 für die Hamburger läuft bei den Fohlen trotz baldiger numerischer Überlegenheit nicht mehr wirklich viel zusammen. Die Ereignisse auf den Rängen beeinflussen dann den weiteren Spielverlauf allerdings ohnehin viel stärker.

Bereits länger war absehbar, dass sich im Fanblock der Hamburger einiges zusammenbraut. In den vorderen Reihen werden die Vereinsfarben zusehend abgelegt und immer mehr Menschen tragen offenbar nur mehr Schwarz. Kurz wird von den oberen Stehrängen eine Überollfahne in Form eines Sarges nach unten gezogen, diese verschwindet dann aber bald wieder. Fast gleichzeitig wird allerdings ein schwarzes Transparent mit goldenen (Stacheldraht?)-Linien zum Sichtschutz vorgezogen und über rund 100 Fans gehalten. Von dieser Stelle aus wird kurz vor der 90. Minute die Doppelreihe Ordner vor dem Sektor mit Rauchbomben, Bengalos und Leuchtraketen angegriffen.

Innerhalb weniger Sekunden ist das Spielfeld nicht nur in Rauch gehüllt, sondern auch voller Polizei, welche den zurückweichenden Securities zur Hilfe eilt, auch wenn es eigentlich nie wirklich nach einem drohenden Platzsturm aussieht. Im gegnerischen Strafraum werden sogar berittene Polizisten platziert. Relativ rasch zeigt das restliche Publikum seinen Unmut über die Spielunterbrechung und die Ereignisse im Fansektor. "Wir sind Hamburg und ihr nicht" und "Holt sie raus" als Aufforderung an die Polizei, den Sektor zu stürmen wechseln sich mit Pfiffen und dann auch angestimmten Positiv-Sprechchören ab. Große Teile der Fantribüne beteiligen sich ebenfalls an den Gesängen bzw. starten diese sogar. 

Nachdem das Schauspiel nach rund 15 Minuten dadurch endet, dass die meisten Schwarzgekleideten unter Pfiffen den Sektor verlassen, erhalten die Polizisten abschließend sogar Standing Ovations von den Rängen. Angepfiffen wird das Match danach nur mehr kurz für einen Wechselpass zwischen den beiden Torhütern, danach beendet der Schiedsrichter das Spiel.






































     

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