Estadio Anibal Rey Mendez, ca. 100 Zuschauer (davon 40 im Auto)
Die Winterjacke war mein bester Begleiter, seit ich in der Früh in Rio Gallegos aus dem Bus gestiegen bin. Neben den kalten Temperaturen ist auch das wechselhafte Wetter hier tonangebend. Die Stadt gleicht einem lebendigen Industrieruinen-Museum, hat wenig, dafür aber teils sehr skurriles zu bieten - und immerhin einige Fußballvereine.
Den Tag davor verbrachte ich überwiegend im Bus. Dafür hatte ich auch die Gelegenheit, viel von der patagonischen Landschaft zu sehen. Diese ist durchaus beeindruckend, auf die Dauer dann aber auch relativ eintönig. Die lange Strecke in der Provinz Chubut ist geprägt von schnurgeraden Straßen, gesäumt von teils riesigen Schafweiden, deren einzige Abwechslung alle 20 bis 40 Kilometer Wirtschaftsgebäude und Haciendas sind. Erst kurz vor der Erdölstadt Comodoro Rivadavia wird das Gebiet hügeliger und abwechslungsreicher.
Die Provinz Santa Cruz, in der ich dann noch im Bus erwache, wirkt hingegen fruchtbarer und grüner, dafür aber eben auch um einiges kühler. Tage wie dieser, die von starkem Regen über wolkenbedeckten Himmel bis hin zu Sonne mit wärmeren und dann durch den Wind kälteren Temperaturen so ziemlich das gesamte Spektrum an Möglichkeiten zu bieten haben, sollen hier ziemlicher Alltag sein.
Der Club Social y Deportivo Ferrocaril hat sein Stadion fast direkt am der Stadt den Namen gebenden Fluß, nur durch die Uferstraße getrennt. Die über den begrenzenden Zaun ragende Haupttribüne fällt schon beim Annähern auf, der Rest des Stadions ist zwar nichts besonderes, hat durch seinen traurigen Zustand aber auch schon fast wieder Charme.
Die große Besonderheit bei diesem Spiel fällt mir dann aber erst nach und nach auf: Die ersten ein, zwei Autos, die an den Tribünen vorbeifahren und direkt vor dem Spielfeld parken, wundern mich noch nicht besonders. Als es aber immer mehr werden, dämmert mir langsam: Hier kann man allen Ernstes aus dem Auto heraus das Spiel verfolgen, quasi die Wiederauferstehung des Autokinos beim Fußball. Rund 20 Pkws stehen schließlich rund um das Feld. Beim Einlaufen der Mannschaften gibt es dann folgerichtig ein Hupkonzert, auch die Tore werden von den jeweiligen Fan-Autos lautstark abgefeiert.
Die restlichen 60 Besucher, die traditionell auf den Tribünen Platz genommen haben, verhalten sich lange Zeit eher lethargisch. Erst gegen Ende des Spiels wird es etwas lauter. Nicht jedoch durch Anfeuerungsrufe, sondern durch wüsteste Beschimpfungen in Richtung Schiedsrichter und gegnerische Spieler. Dem Heimteam kann dies allerdings auch nichts mehr helfen.
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