Stadion Bazaly, 3.119 Zuschauer
Tot. Diese drei Buchstaben beschreiben am besten, wie sich
Ostrava Ende November an einem Samstagmittag anfühlt. Die Fußgängerzone:
ausgestorben. Der Rest der Stadt: leer. Grundstimmung: kühl. Das
Stadtmuseum schließt um 13 Uhr, ebenso das Einkaufszentrum vis-a-vis.
Kunden hat es aber ohnehin nur mehr wenige angelockt. Selbst die als
eine der größten Amüsiermeilen des Landes angepriesene Stodolni-Straße
hat sich - um hier mal Ostbahn-Kurti zu zitieren - "dazuaglegt und is
gstorbn". Das Stadion öffnet erst um 19 Uhr, also hab ich viel Zeit,
eine Leiche zu erkunden.
Das Neue Rathaus der Stadt Ostrava |
Förderturm der Kohlegrube Jindrich, die sich seit 1846 hier befand. |
So übel wäre Ostrava aber prinzipiell eigentlich gar nicht: Im Zentrum
und auch in den eher abgelegenen Stadtvierteln stehen viele Häuser im
Jugendstil, wodurch es durchaus seine Reize hat. Eines der großen
angekündigten Highlights ist auch das Neue Rathaus aus dem Jahr 1930,
vor dem sich ein Denkmal für die Pferdeeisenbahn befindet. Das
Schaubergwerk Jindrich gibt aber einen Hinweis für die Lethargie der
Stadt: Den Strukturwandel nach 1994 hat die ehemalige Stahl- und
Bergbaustadt nicht auffangen können, wodurch die Region unter einer der
höchsten Arbeitslosenraten Tschechiens leidet.
Bereits im schlesischen Teil der Stadt, auf dem anderen
Ufer der Ostravice befindet sich das Stadion Bazaly, dessen
Flutlichtmasten einen Konterpunkt zum markanten Turm des Rathauses
setzen. Entlang der Haupttribüne direkt an der Stadtautobahn und
gegenüberliegend in einen Hügel reingehauen passt es sich durchaus an
den Eindruck der restlichen Stadt an - dennoch ist es durchaus wert, das
Bazaly auch mal am Tag zu sehen. Viele andere Ablenkungen gibt es hier
ja sowieso nicht.
Das Spiel um 20.15 ist das Spitzenspiel der Runde, immerhin
empfängt der Tabellensechste den Tabellendritten FK Jablonec - dank Baumit um
einen Zusatz im Namen bereichert. Das Match hält auch durchaus die
Versprechen und ist über weite Strecken ansehnlich und
unterhaltsam. Den Führungstreffer der Gäste kann Banik in der zweiten
Halbzeit noch ausgleichen und drängt dann auch noch auf einen weiteren
Treffer. Dabei helfen soll auch Milan Baros, der seit September wieder
für die Weiß-Blauen aufläuft und hier zu einem Kurzeinsatz kommt. Ein dummes Eigentor kurz vor Schluss raubt
Ostrava aber schließlich sogar noch den einen, bereits sicher
geglaubten Punkt.
Fantechnisch ist vor allem Banik ganz nett, wie ich bei
diversen Auswärtspartien des Klubs (etwa bei Dukla Praha oder auch bei Bohemians, ebenfalls in Prag) ja auch immer wieder bereits
feststellen habe können. Sprechchöre und Choreographien sorgen trotz des
schütteren Besuchs für ganz gute Stimmung. Jablonec andererseits hat
lediglich eine Handvoll Unterstützer zu dieser abendlichen Partie
mobilisieren können.
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