Erdgas Sportpark, 12.693 Zuschauer
Halle an der Saale, rund 50 km nordwestlich von Leipzig, begrüßt mich mit Hundegebell. Schon am Bahnhof sind die unglaublichen Sicherheitsvorkehrungen für das Spiel sichtbar - das wird wohl kein Kindergarten. Hinter dem Stationsgebäude unglaublich viele Bullen, den Weg zum Marktplatz kann mir allerdings keiner von ihnen sagen ("Wir sind nicht von hier"). Da der Fußweg im dichten Nebel verschwimmt, nehme ich doch die Straßenbahn und erlebe so an ebenjenem Marktplatz den ersten Polizeieinsatz, als eine der Zuggarnituren beinahe von den Robocops geräumt wird - gut, erstmals Frühstück...
Entgegen der doch etwas angespannten Stimmung am Weg ist es am Stadion sehr entspannt. Den einzige Wirbel produziere ich selbst, als ich mich auf einem Fahrradstreifen platziere. Mit einem ordnungsgemäß gebrüllten "Vorsehen!" werde ich von einem pflichtbewussten Zweiradfahrer allerdings auf meinen Fauxpas aufmerksam gemacht. Zwei Stunden vor Spielbeginn komme ich ins ehemalige "Kurt Wabbel Stadion", das nach dem Neubau "Erdgas Sportpark" heißt. Drinnen ist es ein unauffälliges Kleinstadion für 15.000 Zuschauer (heute sind nur 12.693 erlaubt und auch erschienen), draußen sind noch die ursprünglichen Mauern der Anlage erhalten. Der große Stehplatzsektor (in der gegenüberliegenden Ecke der Gäste gibt es noch zusätzliche Heim-Stehplätze) füllt sich schon sehr bald, das Stadionprogramm mit Moderator beginnt aber überraschend spät, dann jedoch sehr genial: Der Stadionsprecher grüßt zuerst den Landesrechnungshof, der sich vor Kurzem darüber beschwerte, dass das Stadion zu groß sei und moderiert dann das Lied "Primo victoria" der schwedischen Metalband "Sabaton" an, das diesen Textteil enthält: "Through the gates of hell, as we make our way to heaven, through the nazi lines" - schon sehr geil!!
Die Stimmung zu Beginn und in der ersten Halbzeit ist der ersten Begegnung der beiden Mannschaften seit 22 Jahren durchaus würdig. Die Heimfans überzeugen durch super Choreo (zu Klängen von Händel!!, Halle ist dessen Heimatstadt) und sehr netten Chants, die meisten mit "Schemie". Darunter auch ein sehr lautstarker Wechselgesang, wo erst die Fankurve "Schalalala, schalalala (2x) - Chemie!" vorsingt und dann das ganze Stadion antwortet, kommt echt gut. Dann ist auch noch ein netter Gesang mit "Rot wie Blut, Weiß wie Schnee, HFC" und andere zu hören. Auch die Rostocker sind aber ziemlich gut beim Support, in der zweiten Hälfte sogar lauter. Zudem sorgen sie auch für das Überkochen der Volksseele, als sie zum Wiederanpfiff Rauchbomben zünden. Dies erzeugt den einzigen Moment, wo meine Tribüne länger als für einen kurzen Torjubel steht!
Das Spiel hat zwei Gesichter: In der ersten Halbzeit echt hui, dann extrem pfui. Die Tore fallen in der ersten halben Stunde, wobei Halle schon in der 15. Minute mit 2:0 führt. Dem kurzzeitigen Anschlusstreffer folgt das Tor zum Endstand und die Rote Karte für einen Rostocker. Danach geht das Match noch mit Schwung in die Halbzeit, kommt daraus aber eigentlich nicht mehr heraus. In den letzten 45. Minuten dominieren Ballgeschiebe, ein Abseitstor für Halle wird noch aberkannt.
P.S.: Halle an der Saale ist übrigens - wie auch alle anderen besuchten Städte - echt eine Empfehlung, die wohl überraschendste Erkenntnis dieser Reise...
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